Nach Hause telefonieren….

Tja, so ist das Los des Reisenden, kaum ist er da, da will er schon wieder nach Hause telefonieren. Anders als E.T. Sind wir zwar freiwillig in Australien gestrandet, der Wunsch nach Hause zu telefonieren scheint aber ähnlich groß.

Anders als E.T. konnten wir uns aber auf diese Situation vorbereiten. Auch sind die Zeiten vorbei, zu denen Interkontinentalgespräche gleichbedeutend mit finanziellem Ruin waren.

Eine gute Hilfe für die Vorbereitung ist die Webseite von Reisebine. Hier werden über den australischen Partner Mojoknows verschiedene SIM-Karten fürs Mobiltelefon und für Datengeräte (mobile Router, Surfstick, Tablet etc.) verkauft. Es gibt auch eine schöne Übersicht. Wir haben uns vor der Abreise die „Naked SIM“ nach Deutschland schicken lassen. Somit konnten wir bereits ab dem ersten Tag in Australien telefonieren. Bei dieser Karte sind insbesondere die Telefonate nach Deutschland (6 australische Cent pro Minute) sehr günstig. Noch am Ankunfsabend haben wir die Karte in Elkes iPhone gesteckt und nach Deutschland telefoniert. Hat sofort funktioniert!

Anders als Deutschland hat Australien nur drei Mobilfunkbetreiber: Telstra, Vodafone und Optus. Unsere „Naked SIM“ kommt vom Anbieter Amaysim, der das Optus-Netz verwendet. Das ist günstig, hat aber nicht die beste Netzabdeckung. Außerhalb größerer Orte zu telefonieren kann da schon schwierig werden. Gleiches gilt natürlich für die angebotenen Datenpakete, die man auch nur nutzen kann, wenn man „Empfang hat“. Vodafone haben wir nicht ausprobiert, soll aber ähnlich wie Optus sein. Bleibt also nur noch Telstra. Das ist der privatisierte ehemalige staatliche Telefonanbieter, wie bei uns die Telekom. Telstra hat mit Abstand das beste Netz. Wenn man überhaupt Empfang hat, dann mit Telstra. Natürlich ist Telstra teurer als die anderen, aber auch Telstra lässt weitere Anbieter ins eigene Netz. Eine davon fanden wir besonders interessant: Aldi! Wir haben uns einfach bei Aldi eine SIM für fünf Dollar gekauft. Leider gibt es in den Läden nur Standard SIM und Micro SIM, eine Nano SIM muss man per Post bestellen. Die Datenpakete sind günstig (3GB für 30$), nur LTE ist momentan gesperrt. Da das außerhalb der Metropolen eh nicht verfügbar ist, macht das nichts.
Unser kleiner Mobilrouter kann das sowieso nicht.

Unser mobiler Router: Huawei xxx

Unser mobiler Router, ein Huawei

Wir haben dann bei der Durchquerung der Nullarbor festgestellt, dass Aldi nicht das komplette Netz von Telstra verwendet. Wir waren offline, obwohl zumindest die Roadhouses von Telstra versorgt werden. Telefonieren ging auch nicht, wir haben dann die gute, alte Telefonzelle benutzt, was auf die Dauer aber zu teuer ist. Also musste noch eine SIM her, diesmal eine von Telstra selbst.
SIM-Karten kaufen ist in Australien übrigens ganz einfach – man bekommt sie im Supermarkt! Die Telstra-SIM gibt’s für 2 Dollar bei Woolworth. Dann ist allerdings noch kein Guthaben ‚drauf. Das lädt man dann online per Kreditkarte oder PayPal. Identifizieren muss man sich auch einmalig, das funktioniert bei Ausländern über die Reisepassnummer. Als Postadresse nimmt man beispielsweise das Hotel in dem man anfangs mal übernachtet hat.
Mit Telstra geht’s nun tatsächlich besser, allerdings ist es auch teurer, so dass wir je nach Bedarf wechseln. Trotzdem werden die Funklöcher hier im Norden von Australien größer. Wenn Ihr also nichts von uns hört, sind wir mal wieder „off“…

Port Hedland

In Port Hedland treffen wir wieder auf die Küste. Eine große Hafenstadt, hier wird das ganze Eisenerz nach Asien verschifft. Schön ist die Stadt nicht, wir bleiben auch nur eine Nacht.

Blick auf Port Hedland

Blick auf Port Hedland

Wir kaufen ein und füllen unser Wasser auf. Weiter geht es nach Broome. Auf der Strecke dazwischen ist praktisch nichts. Westlich von uns befindet sich der 80 Mile Beach, der aufgrund von Quallen aber nicht zum Baden zu empfehlen ist. Wir schauen nur einmal kurz vorbei.

Parken im Schatten

Parken im Schatten

Unterwegs wird jeder Schatten genutzt, so gut es geht.

Karijini-Nationalpark

Die Reise nach Norden geht weiter. Viel Outback, wenig zu sehen auf der Strecke. Es ist allerdings ungewöhnlich grün, es hatte geregnet noch vor kurzer Zeit. Wir kommen durch Newman, eine Minenstadt. In der Gegend wird Eisenerz abgebaut. Newman ist nicht älter als wir, die Stadt wurde erst in den 60er Jahren aufgebaut. Viel zu sehen gibt es nicht, nach einem Blick vom Radio Hill über die Stadt fahren wir weiter.

Blick vom Radio Hill in Newman

Blick vom Radio Hill in Newman

Außer den Minen gibt es in der Gegend nicht viel. Aber die Minen bestimmen das Geschehen. Es gibt eine private Eisenbahnlinie nach Port Hedland und private Flughäfen bei den Minen. Auf dem Highway treffen wir auf Transporte aller Art. Wir müssen öfters am Straßenrand halten, weil mal wieder ein Transport in Übergröße kommt. Der braucht dann die ganze Straße in voller Breite. Man sieht Häuser, Brückenteile, Minen-Maschinen. Alles auf Road Trains „geschnallt“. Die normalen Roadtrains donnern hier auch lang, gut 50 Meter lang mit bis zu vier Anhängern.

Da kommt was Dickes auf uns zu

Da kommt was Dickes auf uns zu

Eine richtige Abwechslung für uns ist der Karijini-Nationalpark. Er liegt etwas westlich des Highway. Wir wandern in eine der Schluchten, die Dales Gorge, hinab. Hier fließt ein kleiner Fluss, der aus unterirdischen Quellen gespeist wird und immer Wasser hat. Durch die hohen Wände der Schlucht und die Bäume, die neben dem Fluss wachsen, ist es relativ kühl. Flughunde leben hier und Farne wachsen neben kleinen Wasserfällen. In kleinen Fels-Pools kann man baden. Ein richtiges kleines Paradies im trockenen Outback. Nach zwei Tagen fahren wir wieder weiter.

fern_tree_pool

Badestelle am Fern Tree Pool

 

Zweiter Anlauf nach Norden

Wir sind jetzt schon den zweiten Tag nach Norden unterwegs. Wir fahren zügig, denn unterwegs gibt es nicht mehr so viele Touristenattraktionen, die wir bestaunen könnten. Die Vegetation wird auch spärlicher und die rote Erde kommt dadurch noch besser zur Geltung.

Landschaft im Outback

Landschaft im Outback

Der Verkehr ist auch weniger geworden, und uns kommen mehr Fahrzeuge entgegen, als nach Norden fahren. Am meisten sieht man die Roadtrains, also LKWs mit mehreren Anhängern.

Roadtrain

Ein Roadtrain kommt uns entgegen

Diese Roadtrains können eine Gesamtlänge von 53,5 Metern haben. Deshalb wird mit Schildern darauf hingewiesen, das mit Vorsicht überholt werden soll. Ich denke, wir müssen nicht extra erwähnen, das wir so ein Ungetüm bisher noch nicht überholt haben, oder?

Achtung! Diese Roadtrains sind ganz schön lang

Achtung! Diese Roadtrains sind ganz schön lang

Wir kommen an der alten Goldgräberstadt Cue vorbei, in der wir die alten Sandsteingebäude, die zwischen 1895 und 1897 errichtetet worden sind, bewundern. Außer der Architektur gibt es hier nichts zu sehen, so fahren wir weiter.

Alte Gebäude in Cue

Alte Gebäude in Cue

 

Zyklon Olwyn, Nachtrag

Wir haben zwei Tage in Fremantle abgewartet – von Olwyn kam praktisch nichts mehr an. Aus den australischen Medien ist Olwyn genau so schnell verschwunden. So weit wir sehen können, ist niemand zu Schaden gekommen. Die Sachschäden sind aber teils recht groß. Exmouth und Carnarvon waren ohne Strom, in Carnarvon sind die Bananenplantagen zerstört.
Wir fahren wieder los, diesmal versuchen wir es über den Great Northern Highway im Inland.

Zyklon Olwyn

Am Mittwoch war die Welt noch in Ordnung. Wir sind im Cape Range Nationalpark, ganz im Süden. Morgens machen wir in der dortigen Schlucht eine Wanderung und sehen Felskängurus. Am frühen Nachmittag sind wir am Strand, mit langem Hemd und langer Hose im Wasser, es ist so heiß, die Sonne brennt. Der Ranger findet uns am Strand, er hat uns schon gesucht. Wir sind die letzten, der Campingplatz wird gesperrt. Im Norden braut sich ein tropischer Sturm zusammen. Noch ist es kein Zyklon, aber es soll bald einer werden. Wenn wir wollen, können wir im Norden des Parks noch eine Nacht bleiben, die beiden Campingplätze dort werden noch eine Nacht offen gehalten.

Im Park gibt es kein Internet, keinen Mobilfunkempfang. Somit auch keinen Wetterbericht. Und wir waren nicht diszipliniert genug die Nachrichten im Radio zu hören. Somit kommt die Situation für uns sehr überraschend. Wir packen zügig, aber in Ruhe zusammen. Normalerweise wären wir noch über Nacht geblieben. Wir befinden uns am letzten Ende einer Sackgasse, somit ist die Fahrtrichtung klar. Erstmal nach Norden aus dem Park hinaus. Auf der Fahrt stellen wir die ersten Überlegungen an. Am Nordende ist das Besucherzentrum des Parks. Bis dort ist es eine halbe Stunde. Wir beschließen dort kurz anzuhalten. Wir lassen uns die Wettersituation erklären. Der (noch nicht) Zyklon hält genau auf Exmouth zu, also praktisch auf uns. Die Dame im Besucherzentrum meint, wir könnten noch eine Nacht bleiben. Der Zyklon käme dann am Freitag. Die Nacht von Donnerstag auf Freitag müssten wir dann in einer Notunterkunft in Exmouth verbringen. Die dafür vorgesehenen Gebäude sollen recht stabil sein. Und das Auto? Man könnte es wohl irgendwo unterstellen.

Wir sind nicht überzeugt. Wenn wir in Exmouth bleiben sollten, dann können wir auch gleich dorthin weiter fahren und wir verlieren keine Zeit, falls wir doch nicht bleiben wollen. Die Fahrt dorthin gibt uns eine weitere halbe Stunde Zeit zum Überlegen. Es ist Mittwoch Nachmittag. Der Zyklon soll Freitag früh „anlanden“. Da ist noch etwas Zeit. Wir beschließen, dass wir nicht bleiben wollen, wir wollen aus der Gefahrenzone heraus. Somit halten wir in Exmouth nur kurz an der Tankstelle, tanken voll und kaufen Sandwiches für die Fahrt.

Wie gesagt, wir sind in einer langen Sackgasse, die Richtung ist erstmal klar, wir müssen zurück zum Highway. Wir haben während der Fahrt etwas Zeit die Sachlage zu prüfen. Elke fährt, Frank liest Meldungen im Internet. Zum Glück haben wir mittlerweile eine Telstra-Mobilfunkkarte, damit haben wir auch unterwegs zeitweise Empfang. Unser ursprünglicher Plan nach Tom Price zu fahren geht nicht auf. Im Inland sind Straßen von vorherigen Gewittern überflutet, wir würden da nicht durchkommen. Also bleibt nur der Highway nach Norden oder nach Süden.

Eigentlich wollen wir nach Norden, aber der erste sichere Ort laut Vorhersage ist Port Hedland. Das sind über 700 Kilometer. Das Problem ist, dass Ausläufer des Sturms die Küste auf dem Weg dorthin schon am Donnerstag Nachmittag treffen sollen. Und es wird früh dunkel. Hier im Norden laufen viele Kühe, Ziegen und sonstige Tiere auf der Straße herum, wir wollen trotz des Sturms nicht im Dunkeln fahren. Sollte der Sturm etwas weiter nach Osten driften, dann ist auch Port Hedland nicht mehr sicher. Dann können es weit über 1000 Kilometer werden, bis wir in Sicherheit sind. Das ist uns zu heiß, könnte klappen, könnte schief gehen. Bleibt nur die Flucht nach Süden. Der Vorteil dabei ist, dass wir vor dem Sturm herfahren. Wir gewinnen mehr Zeit. Der Sturm ist nicht schnell, zu Beginn unserer Flucht hat er sich gerade mal 7 Kilometer pro Stunde nach Süden bewegt. Außerdem kennen wir die Strecke und wissen, dass sie frei ist. Wir fahren dem Sturm weg und nicht entgegen.

Die Entscheidung steht, es geht nach Süden. Wir fahren bis die Sonne untergeht. Mit dem letzten Licht der Dämmerung halten wir auf einem Parkplatz etwa 50 Kilometer nördlich von Carnavon. Hier treffen wir ein junges, französisches Touristenpärchen. Wir informieren sie kurz, sie wussten noch nichts vom Zyklon.

Am Donnerstagmorgen stehen wir knapp eine Stunde vor Sonnenaufgang auf. Wir räumen ein paar Sachen im Auto zurecht, kochen Kaffee und schmieren ein paar Brote. Mit dem ersten Dämmerlicht fahren wir wieder los. Der Plan ist bis Geraldton zu fahren und dort die Situation neu zu bewerten. Zunächst geht es nach Carnavon. Wir kaufen ein paar Bananen, Brot und tanken das Auto wieder voll. Auf der Tankstelle ist reger Betrieb, alle tanken nochmal voll. Die Stadt bereitet sich auf den Zyklon vor. Wir sind schnell, wir kennen ja alles noch, wir waren ja kürzlich erst da. Wir fahren zum kleinen Hafen und trinken kurz, aber in Ruhe unseren Kaffee und essen die morgens geschmierten Brote. Es ist sehr ruhig, die Ruhe vor dem Sturm.

Wir fahren weiter. Jetzt werden Kilometer gemacht. Wir fahren abwechselnd und kommen tatsächlich am frühen Nachmittag in Geraldton an. Wir duschen und besorgen uns indisches Essen aus einem Restaurant, in dem wir auf dem Weg nach Norden gegessen hatten. Wir übernachten auf einem Parkplatz etwas außerhalb der Stadt.

Am nächsten Morgen – Freitag – stellt sich heraus, dass der Zyklon weitgehend dem vorhergesagten Weg folgt. Aber er ist stärker als vorhergesagt. Auch Geraldton soll jetzt noch in Zyklonstärke erreicht werden. Der erste Zyklon für diese Stadt seit 30 Jahren. Wir beschließen weiter zu fahren. Das neue Ziel ist Fremantle. Hier soll der Sturm nur noch als Sturmtief ankommen. Wir kommen am frühen Nachmittag dort an und quartieren uns auf einem uns bereits bekannten Campingplatz ein. Nun warten wir auf die Reste von Olwyn, die hier vor allen Dingen mit viel Regen ankommen sollen.

Wir sind nun dort, wo wir schon vor gut vier Wochen waren, ca. 1300 Kilometer südlicher. Ab Sonntag können wir hoffentlich neue Pläne machen.

Carnavon, Exmouth, Cape Range Nationalpark

Von Shark Bay geht es weiter nach Norden. Das Wetter ändert sich. Die Luftfeuchtigkeit nimmt zu, fast jeden Tag sieht man irgendwo ein Gewitter. Es regnet manchmal. Die Nächte werden unangenehm warm. Aufgrund des Wetters beschließen wir drei Tage in Carnavon zu bleiben. Es gibt eine Flutwarnung für den Gascoyne River, den großen Fluss, der bei Carnavon ins Meer mündet. Und tatsächlich, hatten wir morgens noch ein leeres Flussbett überquert, so war dies am Nachmittag bereits in voller Breite gefüllt. Am nächsten Tag sieht man einen schnell strömenden Fluss, der es durchaus mit der Elbe bei Hamburg aufnehmen kann. Allerdings sehr viel schlammiger. Die braune Farbe zieht sich bereits weit ins Meer hinaus. Es ist das erste Mal seit vier Jahren, dass der Fluss wieder ernsthaft Wasser führt. Gut für die lokale Obstindustrie.

Unterwegs in Carnavon: es hat geregnet

Unterwegs in Carnavon: es hat geregnet

Die Highwaybrücke ist für solche Wasserstände ausgelegt, wir fahren weiter. Es geht nach Coral Bay. Hier gibt es ein Korallenriff direkt hinter dem Sandstrand. Wir schauen uns das an, es gibt mal wieder viele bunte Fische zu sehen. Der Ort selbst gefällt uns nicht so, wir fahren weiter nach Exmouth. Zu unserer Überraschung bekommen wir am nächsten Morgen gleich einen Termin in der Autowerkstatt, jemand anderes ist nicht zu seinem Termin gekommen. Ölwechsel und Auspuff reparieren. Der Auspuff war doch schon etwas lauter geworden. Die Reparatur ist günstig – sie kostet weniger als der Ölwechsel.
Somit können wir beruhigt in den Cape Range Nationalpark fahren. Hier gibt es nochmal Korallenriffe, man kann direkt hinter dem Strand campen. Die Fische hier scheinen noch bunter zu sein – man sieht mehr Farben als in einer gut ausgestatteten Spielzeugabteilung! Mittlerweile gehen wir schon mit T-Shirt ins Wasser, die Sonne brennt einfach zu stark. Wir sind jetzt in den Tropen, den südlichen Wendekreis haben wir kurz vor Exmouth überquert.

Wir fahren in die Tropen: der südliche Wendekreis wird überquert

Wir fahren in die Tropen: der südliche Wendekreis wird überquert

Die Abende sind angenehm – es gibt hier momentan keine Mücken. Somit können wir auch nach Sonnenuntergang mal unbeschwert draußen sitzen.

Wandern im Cape Range Nationalpark: wir wandern schon vor Sonnenaufgang los, es wird sonst zu heiß

Wandern im Cape Range Nationalpark: wir wandern schon vor Sonnenaufgang los, es wird sonst zu heiß

Es sind für längere Zeit die letzten schönen Tage am Meer. Weiter nördlich kann man wegen der Krokodile und Sea Stingers (tödliche Quallen) nicht mehr ins Wasser. Somit ist es für uns Zeit die großen Distanzen des Nordens in Angriff zu nehmen.

Nachtrag: der Artikel war schon geschrieben, es kommt anders als gedacht. Das Wetter zwingt uns zu einer größeren Kursänderung. Keine Angst, uns geht es gut und wir sind sicher. Dazu bald mehr 🙂

Shark Bay

Von Hutt River geht es weiter nach Norden. Mit einer Übernachtung zwischendurch fahren wir nach Shark Bay, aus touristischer Sicht im Wesentlichen eine große Halbinsel vor der Küste. Tatsächlich gibt es hier noch eine zweite Halbinsel und die größte Insel Westaustraliens, aber diese sind für uns nicht erreichbar.

Camping in Shark Bay

Camping in Shark Bay

Wir übernachten mehrfach direkt am Strand und sehen in dem flachen Wasser der Bucht sowohl einen kleinen Hai wie auch einen Rochen. Wir besuchen den Ocean Park, den uns der nette Ranger aus Wales empfohlen hat – wir hatten doch gleich den Eindruck, dass DAS kein australischer Akzent ist 🙂

Sonnenaufgang in Monkey Mia

Sonnenaufgang in Monkey Mia

Im Ocean Park erfährt man viel über die Tiere des Ozeans. Man kann Haie – muss ja wohl in Shark Bay, oder? – Steinfische, Seeschlangen, Aale, Rochen, Clownfische, Seeanemonen sehen und zuschauen, wie sie gefüttert werden. Wir erfahren, dass es in Shark Bay tatsächlich viele Haie gibt, allerdings sind sie hier für Menschen kaum gefährlich. Die meisten sind einfach zu klein. Statistisch stirbt hier ca. eine Person pro 100 Jahre an Haiangriffen.

Delfin in Money Mia

Delfin in Monkey Mia

Einen Tag verbringen wir natürlich auch in Monkey Mia, hier gibt es die Delfine, die täglich gefüttert werden und ganz nahe zum Strand kommen. Elke darf gleich zweimal einen Delfin füttern. Man darf die Tiere allerdings nicht anfassen und auch nicht zu ihnen hinschwimmen. Es dient zum Schutz der Tiere, Haut- und Sonnencremes tun ihnen nicht so gut.

Elke füttert den Delfin

Elke füttert den Delfin

Auf der Rückfahrt zum „Festland“ machen wir noch einen Stopp in Hamelin Pool. Hier kann man Stromatolithen sehen, die ältesten Lebewesen der Erde. Es hat sie schon vor 3 Mrd. Jahren gegeben, sie sehen aus wie Steine. Es handelt sich allerdings um Ansammlungen von Bakterien. In Hamelin Bay erwischt uns auch der erste Regen seit ca. 3 Monaten. Wir bekommen nicht viel ab, allerdings wird Geraldton überflutet, wo wir ja noch kurz zuvor gewesen sind.

Stromatolithen in Hamelin Pool

Stromatolithen in Hamelin Pool

Auf Staatsbesuch

Wir lernen es alle in der Schule: Australien ist das einzige Land, das einen ganzen Kontinent abdeckt. Und es ist falsch! Auf der australischen Landmasse gibt es ebenfalls das Fürstentum Hutt River, das von Australien unabhängig ist.

Flagge des Fürstentums Hutt River

Flagge des Fürstentums Hutt River

Wir statten dem Fürstentum einen Besuch ab. Es deckt ca. 75 Quadratkilometer ab und ist damit etwa so groß wie Hong Kong ohne die neuen Territorien. Die Bevölkerungsdichte ist allerdings etwas geringer, die Anzahl der Einwohner wurde uns mit 12 angegeben. Einer dieser Einwohner ist Prinz Leonard, der Regent des kleinen Landes. Er ist mittlerweile weit über 80 Jahre alt und scheint noch sehr fit zu sein.

Post und Regierung unter einem Dach. Hier werden wir empfangen.

Post und Regierung unter einem Dach. Hier werden wir empfangen.

Die Einreiseformalitäten sind entspannt. Wir dürfen bis zum kleinen, sehr schön angelegten Campingplatz durchfahren und uns erstmal frisch machen. Schließlich wollen wir eine Nacht bleiben. Danach gehen wir zum Regierungsgebäude und unsere Reisepässe werden gestempelt. Einer der vier Söhne des Prinzen führt uns herum.

Prinz Leonard hat im Jahre 1970 die Unabhängigkeit von Australien ausgerufen, es war die Reaktion auf einen Streit um Weizenzuteilungsquoten für die Farm. Zuerst als Republik ausgerufen, wurde das kleine Land dann in ein Fürstentum umgewandelt. Prinz Leonard hat offensichtlich alle Register des internationalen Rechts gezogen. Er hat Australien sogar den Krieg erklärt, nur um diesen Zustand 3 Tage später wieder zurück zu ziehen. Kampfhandlungen fanden freilich nicht statt. Australien erkennt das Fürstentum nicht an, Steuern muss Prinz Leonard allerdings auch nicht mehr zahlen. Er gilt als Nicht-Bürger.

Handshaking mit dem Regenten Prinz Leonard

Handshaking mit dem Regenten Prinz Leonard

Wir erfahren, dass die Verbindungen nach China, Taiwan und Hong Kong, sowie auch nach Deutschland sehr gut sind. Wir schauen uns die vielen Gastgeschenke an, die in der kleinen Ausstellungshalle präsentiert werden. Schließlich lernen wir den Prinzen persönlich kennen und dürfen ein Foto mit ihm machen. Er lädt alle anwesenden Besucher für die offizielle Einweihung eines neuen Gebäudes im April ein. Hier sollen Gastgeschenke aus China ausgestellt werden, Nachbildungen von Kriegern aus der Terracotta-Armee. Die Figuren stehen bereits im Tee-Raum, den Rohbau sieht man auch schon. Der Prinz scherzt, dass es nichts macht, wenn wir nicht kommen können. Wir sollten einfach nur unseren Freunden erzählen, dass wir eine königliche Einladung hätten. Das hat schließlich nicht jeder.

Nach der Tour können Elke und ich uns noch kurz mit dem Prinzen unterhalten. Er meint wir sollten nicht versuchen in Deutschland unser eigenes Fürstentum zu gründen, das würde wohl nicht klappen. Da hat er wohl recht.

Wir verbringen einen ruhigen Abend auf dem Campingplatz, außer uns ist nur ein anderer Camper dort. Wir schauen den Kängurus zu, die in der Ferne am Hutt River entlang hoppeln. Am nächsten Morgen werden die Pässe gestempelt, wir dürfen nach Australien ausreisen.