Chiloé

Chiloé ist die zweitgrößte Insel in Südamerika nach Feuerland. Wir kommen relativ weit im Süden in Quellón an. Die Überfahrt dauert vier Stunden und wir sehen sogar ein paar Delfine unterwegs. Ebenfalls in Quellón endet die offizielle Route der Panamericana, der berühmten Straße durch ganz Amerika (eine zweite Variante endet in Buenos Aires in Argentinien). Zwar werden die meisten Amerikafahrer bis ans Ende der Welt nach Ushuaia fahren wollen und dafür entweder die Ruta 40 in Argentinien oder die Carretera Austral in Chile verwenden, aber beide Straßen sind nicht Teil Panamericana (die Ruta 40 gehört weiter im Norden zur Panamericana). Na, lange Rede, kurzer Sinn: wir machen einen kleinen Fotostopp am Ende der berühmten Straße. Es gibt auch einen kleinen Souvenirstand und ein Paar aus Kolumbien verkauft selbstgemachte Kunst um sich ihre Südamerikareise zu finanzieren.

Schild am Ende der Panamericana

Chiloé kommt uns nach dem dünn besiedelten Patagonien ganz schön voll vor. Die Insel ist auch ein beliebtes Urlaubsziel der Chilenen und es sind immer noch Sommerferien.

Holzkirche von Tenaún von innen

Wir schauen uns natürlich einige der typischen Schindelkirchen an. Die sind komplett aus Holz gebaut haben aber nicht unbedingt ein Schindeldach. Das kann auch mal aus Blech sein. Besonders beeindruckend ist die Kathedrale in der Hauptstadt Castro, die natürlich auch komplett aus Holz besteht. Ist schon erstaunlich, was man alles so aus Holz bauen kann! Die berühmten Palafitos in Castro, Holzhäuser, die auf Stelzen im Wasser stehen, finden wir eher etwas enttäuschend. Foto gemacht und weiter.

In der Holzkathedrale von Castro

Schließlich finden wir auch noch ein paar ruhige Ecken. Wir campen am Lago Cucao bei bestem Badewetter, fahren Kajak, machen eine Pinguintour in Puñihuil und essen Empanadas mit Meeresfrüchten in Quemchi. Frank lernt die Schönheiten der Meere kennen und – die Außerirdischen sind doch hier gelandet. Schon vor 70 Jahren…

Frank steht auf grob gehäckelte Schönheiten…
Wahnsinn! Sie waren doch schon hier…
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Chaitén und Parque Pumalín

Chaitén ist unsere letzte Station auf dem patagonischen Festland bevor es zur Insel Chiloé gehen soll. Die Fähre zur Insel mussten wir lange im Voraus buchen, wir sind auf den 20.2. „festgenagelt“. Wir sind recht früh dran und haben somit noch ein paar Tage Zeit. Das Wetter ist leider momentan sehr regnerisch – nicht ungewöhnlich für Patagonien – aber wir hatten bisher mehr Glück gehabt.

Das mit dem Camping lassen wir daher. Wir wohnen 3 Tage in Chaitén in einer Cabaña, dann nochmal zwei Tage etwas nördlich in Santa Barbara.

Nalca vor der Cabaña: die werden hier ziemlich groß!

Auch Chaitén ist von einer Naturkatastrophe betroffen. Im Jahre 2008 brach hier der gleichnamige Vulkan aus. Von dem hatte bis dahin kaum jemand gehört, ausgebrochen war er in geschichtlicher Zeit jedenfalls vorher noch nicht. Der Ort musste evakuiert werden, in Folge des Ausbruchs bahnte sich der Rio Blanco ein neues Flussbett mitten durch den Ort – die Stadt wurde in zwei Teile zerschnitten. Die Regierung wollte den Ort aufgeben und weiter nördlich in Santa Barbara ein neues Chaitén aufbauen. Die Bewohner aber waren stur und kehrten in ihren zerstörten Ort zurück und fingen selbst an ihn wieder aufzubauen. Die Regierung hat dann irgendwann eingelenkt und Chaitén wurde und wird an der alten Stelle wieder aufgebaut. Anders als im bereits erwähnten Villa Santa Lucia passiert hier tatsächlich etwas, momentan wird hier heftig gebaut. Allerdings ist der Ausbruch ja auch erst 12 Jahre her…

Hier rauchen nicht die Köpfe, sondern der Vulkan Chaitén

Zum Vulkan sind wir hinauf gewandert, eine beliebte, aber recht anstrengende Wanderung. Er raucht heute noch immer vor sich hin…

Auch im Nationalpark Pumalín sind wir unterwegs. Aufgrund des Regens leider nicht so viel wie wir das wollten, aber na ja. Dieser Park wurde ebenfalls vom Ehepaar Tompkins gegründet, wie auch der Park Patagonia, den wir ja schon besucht hatten. Hier gibt es u.A. sehr alte und seltene Bäume zu sehen: Patagonische Zypressen. Die Exemplare hier sind bis zu 3600 Jahre alt!

Patagonische Zypressen

Morgen geht es dann per Autofähre zur Insel Chiloé.

Weiter nach Norden

Das „deutsche Dorf“ Puyuhuapi wurde von vier Deutschen in den 1930er-Jahren gegründet. Besonders deutsch wirkt das Dorf auf uns nicht, es liegt allerdings landschaftlich sehr schön am Ende eines Fjords. Die Hauptstraße hier heißt Otto Uebel, immerhin, das hört sich deutsch an. Auch eine Straße mit dem Namen Hamburgo gibt es. Wir essen Fisch und Shrimps-Risotto im „El Muelle“ und trinken dazu ein Hopperdietzel (Danke für den Tipp an „die Berliner“!).

Deutsche Straßennamen in Puyuhuapi
Bier mit Gründernamen: ein Hopperdietzel bitte!

Am nächsten Tag geht es weiter. Wir machen einen Abstecher an die Küste nach Puerto Raúl Marin Balmaceda. Kurz vor dem Ort muss der dortige Fluss per Fähre gequert werden. Leider haben sich die Fährzeiten geändert. Die Mittagspause wurde um 1,5 Stunden nach vorne verlängert, so dass wir drei Stunden warten müssen. Der Ort ist so klein und liegt so abgeschieden, dass er nicht mal ans Stromnetz angeschlossen ist. Nachts wird der stadteigene Generator abgestellt, zwischen 1:00 und 7:00 Uhr gibt es keinen Strom. Dafür sieht man von Strand aus die Delfine in der Bucht schwimmen und sogar ein Magellan-Pinguin ist ganz nahe am Strand aufgetaucht!

Strand in Puerto Raúl Marin Balmaceda

Zurück auf der Carretera Austral geht es weiter nach Norden. Eigentlich wollten wir am Lago Yelcho übernachten in einer schönen Cabaña am See. Doch die ist leider ausgebucht und alles andere in der Nähe auch. Es ist halt immer noch Hochsaison und auch die Chilenen machen noch Urlaub. Wir kommen in Villa Santa Lucia unter, einem Ort an der Carretera Austral, der 2017 durch einen Erdrutsch mit Schlammlawine zur Hälfte zerstört worden ist. Die Schlammwelle kam mitten im Ort zum Stehen. Die Leute im südlichen Teil hatten Glück, in der anderen Hälfte verloren 22 Menschen ihr Leben und nur ein Haus blieb stehen. Dies zeigt heute in einem kleinem Raum Fotos von vor und nach der Katastrophe.

Blick auf den Nordteil von Villa Santa Lucia

An dem Unglück kann man die Schattenseiten des chilenischen Neoliberalismus sehen: Hilfe vom Staat (abgesehen von der Rettung nach dem Unglück) gibt es keine. Nach drei Jahren sieht es fast noch so aus, als wenn die Schlammwelle erst gestern durch den Ort gefegt wäre. Nichts wurde neu aufgebaut, die Geröllmassen blieben einfach liegen. Der Nordteil des Ortes, es gibt ihn einfach nicht mehr. Nur das besagte eine Haus wurde von seinen Bewohnen aus Eigenmitteln repariert. Den Schlamm mussten sie über mehrere Jahre selbst wegschaufeln.

Zerstörtes Haus am Rande der Schlammlawine

Nach einer Nacht im Ort fahren wir wieder weiter. Leider ist das Wetter momentan sehr regnerisch. Wir kommen kurz vor Chaiten in einer schönen Cabaña am Rio Negro unter.

Cabaña am Rio Negro
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Auf der Carretera Austral nach Norden

O‘Higgins ist der Endpunkt der Carretera Austral. Weiter nach Süden geht es mit dem Auto nicht. Für Wanderer und Radfahrer gibt es eine Möglichkeit mit dem Boot über den See zu fahren und dann den Pass nach Argentinien zu überqueren. Das ist die abenteuerliche Variante. Es sammeln sich tatsächlich einige Radfahrer in O‘Higgins, die auf das nächste Boot warten.

Wir aber müssen wieder nach Norden fahren. Die erste Nacht verbringen wir auf dem sehr schönen Campingplatz der Farm Los Ñadis. Lilly Schindele aus Deutschland betreibt hier mit ihrem chilenischen Mann Rosendo eine Farm mit Campingplatz und Reitmöglichkeit. Wie so oft hier in Patagonien gibt es natürlich auch zu Lilly eine Geschichte

Hier geht es zur Farm von Lilly Schindele

Nächster Stopp: Camping Pudú. Ein schöner Platz direkt am Lago General Carrera, dem zweitgrößten See in Südamerika — nach dem Titicacasee. Hier machen wir eine Kajaktour zu den Capillas de Mármol. Dies sind vom Wasser des Sees ausgewaschene Marmorformationen, die in dieser Form weltweit einmalig sind. Im Süßwasser gibt es so etwas nur hier. Dadurch dass wir mit dem Kajak paddeln ist es etwas entspannter als mit den Motorbooten. Aber es ist mal wieder viel los…

Capilla de Mármol: die Marmorkapelle

Weiter geht es nach Norden. Eine Nacht in Cerro Castillo, dann eine Nacht bei Don Noe. Hier bekocht uns Miriam mit einem typischen chilenischen Once, eigentlich eine Zwischenmahlzeit, für uns aber als Abendessen zubereitet: Lamm, Kartoffeln und Salat. Wir sind die einzigen Gäste und Miriam kümmert sich rührend um uns. Das Essen ist sehr reichhaltig, der Wein steht auch gleich auf dem Tisch.

Das nächste Ziel ist dann der Nationalpark Queulat. Hier wandern wir zum „hängenden Gletscher“, ein Gletscher, der sich weit oben über einer Lagune zwischen zwei Berghängen durchschiebt. Man erwartet, dass er abbricht, aber es schießen nur zwei Wasserfälle von oben herab.

Hängender Gletscher mit Wasserfall

Das Wetter ist fast schon ungewöhnlich warm. Wir fahren weiter zum „deutschen Dorf“ Puyuhuapi…

Schnelldurchlauf

Unsere Reiseberichterstattung hinkt nun schon weit über eine Woche hinter unserem tatsächlichen Aufenthaltsort hinterher. Daher jetzt ein Schnelldurchlauf 🙂

Unterwegs auf der Carretera Austral

Von Perito Moreno sind wir nach Norden gefahren an den Lago Buenos Aires. Eine alternative Route über den Paso Roballos mussten wir mangels Benzin verwerfen. Wir bleiben noch eine Nacht in Argentinien in Los Antiguos, dann geht es am nächsten Morgen über die Grenze nach Chile. Dort übernachten wir zwei Nächte in Chile Chico und lernen Gerd aus Köln kennen. Er ist Rentner und kommt jeden Winter (hier Sommer) nach Südamerika. Er gibt uns viele tolle Tipps, wir werden ihn die nächsten Tage noch öfter treffen. In Chile Chico waschen wir Wäsche und essen die schönen Kirschen, die es hier gibt.

Ort der Kirschen: Chile Chico

Weiter geht es nach Westen. Die Landschaft ändert sich, es wird grüner und bergiger. Hinter Puerto Guadal treffen wir auf die Carretera Austral, hier wenden wir uns nach Süden. Wir campen eine Nacht am Rio Baker. Am nächsten Tag fahren wir bei schönen Wetter in den Parque Nacional Patagonia. Der Park wurde vom Ehepaar Tompkins gegründet, eine schöne Geschichte, dazu gibt es auch Filme bei Arte und so…

Camping am Rio Baker

Nach einer Nacht im Park geht es weiter über Cochrane nach Tortel. Ein alter Fischerort an einer Bucht im Sumpf. Alle Häuser stehen auf Pfählen und es gibt keine Straßen. Statt dessen gibt es über 7km an Holzstegen. Auch hier übernachten wir einmal.

Unterwegs in Tortel

Jetzt geht es weiter nach Süden an das Ende der Carretera Austral. Hier liegt der Ort O’Higgins. Dazu muss ein See gequert werden. Ganz ungewöhnlich für Chile: die Fähre ist kostenlos. In der Warteschlange vor der Fähre treffen wir wieder auf Gerd. In O’Higgins handelt er einen guten Preis für zwei Cabañas (Hütten) aus – wir sind Nachbarn für drei Nächte. Eigentlich wollten Elke und ich hier eine Schiffstour auf dem See machen, die fällt aber aus, es ist zu windig. Also gehen wir mal wieder wandern. Man ist hier tatsächlich am Rande der Wildnis, die Straße gibt es erst seit den 90er-Jahren, der Ort wurde ‚künstlich‘ angelegt, es gab noch vor nicht allzu langer Zeit Grenzdispute mit Argentinien. Man wollte das Territorium besetzen.

Nalca am Straßenrand

Nach drei Nächten in O’Higgins geht es jetzt wieder nach Norden. Gerd bleibt noch eine Nacht länger, mal sehen, vielleicht treffen wir ihn ja wieder…

Nationalpark Perito Moreno

Nach El Chaltén soll es in den Nationalpark Perito Moreno gehen. Nicht zu verwechseln mit dem bekannten Gletscher gleichen Namens (den haben wir ja schon besucht) und auch nicht mit der gleichnamigen Ortschaft weiter nördlich.

Parkeingang mit der Andenkordillere im Hintergrund

Wie schon im letzten Artikel erwähnt kommt jetzt das Problem der Tankstellen dazu. Tanken in Argentinien ist nichts für Ungeduldige. Dass die Schlange der Autos bis auf die Straße geht, ist ganz normal. Wir haben schon mehrfach 20 bis 30 Minuten warten müssen bis wir an der Reihe waren. Aber jetzt kommen wir in eine Gegend in der die Tankstellen auch noch dünn gesäht sind. In den Nationalpark hinein sind es schon mal 90km Schotterpiste. Im Park selbst fährt man sicher auch nochmal 50 oder 60km. Im Park gibt es natürlich nichts, an der Zufahrt auch nicht und an der Ecke, wo es abgeht, auch nicht. Letzte sichere Möglichkeit ist Gobernador Gregores, über 120km vor dem Abzweig. Nächste Möglichkeit in Bajo Caracoles, ca. 100km nach der Abfahrt. Aber die Tankstelle dort, nachdem wir dann doch herausgefunden haben dass es sie wirklich gibt, soll nicht immer Benzin haben. Also sind mindestens 120 + 2 x 90 + 60 + 100 = 460km zu überbrücken. Das wird eng mit dem Suzuki, der Tank scheint kleiner als angegeben, wir rechnen mit 450 bis 500km Reichweite. Also kaufen wir uns zwei Reservekanister mit je 10 Litern.

Als wir dann in Gobernador Gregores angekommen sind, erleben wir die Überraschung: die Tankstelle hat nur noch wenig Benzin, es werden maximal 30 Liter pro Auto abgegeben. Den Wagen dürfen wir voll tanken, die Kanister aber nicht befüllen. So klappt das nicht mit unserer Tour!

Wir beschließen in Gobernador Gregores zu bleiben und unser Glück am nächsten Morgen erneut zu versuchen. Und tatsächlich: zwar hat die Tankstelle nun noch weniger Benzin – Super mit 95 Oktan ist alle – aber wir dürfen die Kanister mit 98er füllen. Es kann losgehen!

Refugio im Nationalpark: hier kann man übernachten

Die Fahrt in den Nationalpark lohnt sich! Hier verirrt sich kaum ein Tourist hin. Die wenigen Leute die wir treffen sind alles Argentinier. Wir bleiben zwei Nächte im Park und unternehmen eine schöne Wanderung auf der Halbinsel Belgrano. Hier hätte man auch in kleinen Hütten (Refugios) übernachten können, aber leider sind alle ausgebucht. Wir sehen viele Tiere und wenige Leute. Ein großer Kontrast zu den Touristenzielen, die wir vorher besucht haben.

Tankstelle in Bajo Caracoles: Viele Aufkleber, aber kein Benzin

Auf der Rückfahrt aus dem Park wollen wir dann doch mal sehen wie weit wir mit unserem Tank kommen. Wir haben die ersten 90km Rückenwind, was bei unserem Dachaufbau viel ausmacht. Wir versuchen möglichst spritsparend zu fahren und kommen tatsächlich in Bajo Caracoles an, bevor der Wagen auf Reserve geht. Wir hätten es also auch ohne Kanister geschafft, aber nur knapp. Aber: die Tankstelle hat tatsächlich kein Benzin. Vielleicht kommt am späten Nachmittag ein Tanklaster. Vielleicht auch erst am nächsten Tag. Weiß man nicht so genau. Bajo Caracoles ist ein Nest mit 33 Einwohnern mitten in der staubigen Pampa. Da wird es dann doch sehr schnell langweilig. Aber wir haben ja noch unsere Reserve: wir beschließen weiter zu fahren. Die nächste Tankstelle ist nur etwas über 100km entfernt. Also tanken wir selbst auf und kommen ohne Probleme in Perito Moreno (jetzt ist der Ort gemeint!) an und wir bekommen wieder Benzin. Ohne Schlange und ohne Limit. Ende gut alles gut!

Alles Super!