Weiter nach Norden

Das „deutsche Dorf“ Puyuhuapi wurde von vier Deutschen in den 1930er-Jahren gegründet. Besonders deutsch wirkt das Dorf auf uns nicht, es liegt allerdings landschaftlich sehr schön am Ende eines Fjords. Die Hauptstraße hier heißt Otto Uebel, immerhin, das hört sich deutsch an. Auch eine Straße mit dem Namen Hamburgo gibt es. Wir essen Fisch und Shrimps-Risotto im „El Muelle“ und trinken dazu ein Hopperdietzel (Danke für den Tipp an „die Berliner“!).

Deutsche Straßennamen in Puyuhuapi
Bier mit Gründernamen: ein Hopperdietzel bitte!

Am nächsten Tag geht es weiter. Wir machen einen Abstecher an die Küste nach Puerto Raúl Marin Balmaceda. Kurz vor dem Ort muss der dortige Fluss per Fähre gequert werden. Leider haben sich die Fährzeiten geändert. Die Mittagspause wurde um 1,5 Stunden nach vorne verlängert, so dass wir drei Stunden warten müssen. Der Ort ist so klein und liegt so abgeschieden, dass er nicht mal ans Stromnetz angeschlossen ist. Nachts wird der stadteigene Generator abgestellt, zwischen 1:00 und 7:00 Uhr gibt es keinen Strom. Dafür sieht man von Strand aus die Delfine in der Bucht schwimmen und sogar ein Magellan-Pinguin ist ganz nahe am Strand aufgetaucht!

Strand in Puerto Raúl Marin Balmaceda

Zurück auf der Carretera Austral geht es weiter nach Norden. Eigentlich wollten wir am Lago Yelcho übernachten in einer schönen Cabaña am See. Doch die ist leider ausgebucht und alles andere in der Nähe auch. Es ist halt immer noch Hochsaison und auch die Chilenen machen noch Urlaub. Wir kommen in Villa Santa Lucia unter, einem Ort an der Carretera Austral, der 2017 durch einen Erdrutsch mit Schlammlawine zur Hälfte zerstört worden ist. Die Schlammwelle kam mitten im Ort zum Stehen. Die Leute im südlichen Teil hatten Glück, in der anderen Hälfte verloren 22 Menschen ihr Leben und nur ein Haus blieb stehen. Dies zeigt heute in einem kleinem Raum Fotos von vor und nach der Katastrophe.

Blick auf den Nordteil von Villa Santa Lucia

An dem Unglück kann man die Schattenseiten des chilenischen Neoliberalismus sehen: Hilfe vom Staat (abgesehen von der Rettung nach dem Unglück) gibt es keine. Nach drei Jahren sieht es fast noch so aus, als wenn die Schlammwelle erst gestern durch den Ort gefegt wäre. Nichts wurde neu aufgebaut, die Geröllmassen blieben einfach liegen. Der Nordteil des Ortes, es gibt ihn einfach nicht mehr. Nur das besagte eine Haus wurde von seinen Bewohnen aus Eigenmitteln repariert. Den Schlamm mussten sie über mehrere Jahre selbst wegschaufeln.

Zerstörtes Haus am Rande der Schlammlawine

Nach einer Nacht im Ort fahren wir wieder weiter. Leider ist das Wetter momentan sehr regnerisch. Wir kommen kurz vor Chaiten in einer schönen Cabaña am Rio Negro unter.

Cabaña am Rio Negro
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