Von El Calafate geht es nach El Chaltén, ein weiter der „typischen“ Touristen-Höhepunkte in Südpatagonien. Auch hier ist wieder viel los, schließlich ist Hochsaison.
Der markante Berg hier ist der Fitz Roy, benannt nach dem Engländer Robert FitzRoy, der zusammen mit dem jungen Charles Darwin die Küste Südamerikas kartografiert hat.
Zum Fitz Roy schaffen wir es leider nicht, das Wetter wird zu schlecht. Regen und vor allen Dingen starker Wind lassen die typische Wanderung hier nicht ratsam erscheinen. Wir wandern allerdings zur Laguna Torre, was auch schön ist.
Nachdem wir jetzt die typischen Touristenpunkte abgehakt haben, planen wir etwas neues. Wir wollen den Nationalpark Perito Moreno besuchen. Der steht nicht auf den normalen Touristenrouten. Wir kaufen erstmal zwei Reservekanister mit je 10 Litern und fangen an zu rechnen. Tankstellen in Argentinien haben ihre Besonderheiten und in der Nähe des Nationalparks gibt es keine…
Der Ort El Calafate hat genau den gleichen Namen wie auch der Strauch, der blaue Beeren trägt. Aus diesen Beeren wird alles mögliche hergestellt: Likör, Marmelade und auch Eis. Das Eis haben wir natürlich probiert, es schmeckt fruchtig gut.
Aber die eigentliche Attraktion ist nicht der Strauch oder der Ort sondern der 80 km westlich gelegene Gletscher Perito Moreno. Man kann sich dem Gletscher ganz bequem auf Holzstegen annähern und steht dann vor der Gletscherzunge.
Die Höhe der Abbruchkante ist bis zu 70 Meter, die Breite bis zu 8 Kilometer. Die Sicht auf den Gletscher ist sehr weit, man muss sich die Ausmaße immer wieder bewusst machen.
Ist es morgens noch diesig mit Nieselregen und Regenbogen, wird es mittags sonnig und warm.
Wir schauen auf die Eiswand, die vielen Risse die sich gebildet haben und hören es knacken und krachen und sehen einen Eisquader in den See Argentino fallen.
In Punta Arenas werden wir morgens um 9:00 von einem Fahrer der Mietwagenfirma abgeholt. Er ist pünktlich und erzählt uns auf der Fahrt wo wir aufpassen müssen, um nicht „gelasert“ zu werden. In Chile misst die Polizei mit Handlasern die Geschwindigkeit, nicht mit Radar und Blitz. Und dann ist der Führerschein erstmal weg. Den bekommt man dann zurück, wenn man die Strafe bei Gericht bezahlt hat. Das kann durchaus zwei Wochen dauern. Also besser nicht zu schnell fahren!
Wir fahren mit unserem neuen Auto über Puerto Natales in den Nationalpark Torres del Paine. Dies ist sicherlich einer der „offiziellen“ Höhepunkte einer Chile-Reise. Entsprechend hoch ist das Preisniveau. Eine Dose Bier für umgerechnet 6,50 EUR. Das ist auch im teueren Chile ein sehr stolzer Preis. Wir lassen uns aber nicht abschrecken, campen in unserem Dachzelt und verbringen ein paar Tage im Park. Einen Puma bekommen wir zwar nicht zu Gesicht, dafür aber Guanacos und viele verschiedene Vögel sowie ein Gürteltier!
Und wir wandern wieder ein bisschen. Hat uns bisher das Wetter verwöhnt, so bläst uns hier zum ersten Mal der typische patagonische Wind um die Ohren. Und ein wenig Regen ist auch dabei.
Die Geografie der Anden erfordert nun wieder einen Wechsel nach Argentinien. In Chile gibt es keine durchgehende Straßenverbindung nach Norden. Man kommt nur per Autofähre nach Norden. Oder durch Argentinien. Nächstes Ziel: Calafate in Argentinien!
Endpunkt unserer kleinen Kreuzfahrt ist die argentinische Stadt Ushuaia. Diesmal ist der Grenzübertritt ganz einfach: die Besatzung der Ventus Australis kümmert sich um alles.
In Ushuaia haben wir ein kleines Zimmer in einem einfachen Hostel gebucht. Wir bleiben drei Nächte. Ushuaia nennt sich selbst die südlichste Stadt der Welt oder die Stadt am Ende der Welt. Ushuaia ist sicherlich nicht die südlichste Siedlung der Welt – es gibt noch südlichere Orte – aber wenn man von „Stadt“ spricht, dann stimmt es wohl. Ushuaia hat – im Gegensatz zu Punta Arenas in Chile – durchaus so etwas wie ein städtisches Flair, obwohl es weniger Einwohner hat.
Früher bestand Ushuaia wohl aus vielen, kleinen bunten Häusern, heute steht durchaus der eine oder andere Betonklotz dazwischen. Die Stadt macht aber immer noch einen urigen Eindruck, teilweise liegt das wohl auch an der Hanglage. Irgendwie geht es immer gerade bergauf. Aber auch viele der alten Häuser sind noch erhalten.
Ushuaia ist zudem der Startpunkt zur Antarktis. Viele der Touren starten hier.
Wir besuchen das alte Gefängnis, Ushuaia war mal eine Strafkolonie. Außerdem unternehmen wir zwei Wanderungen: zur Laguna Esmeralda und zum nahen Parque Nacional Tierra del Fuego, dem Nationalpark an der Grenze zu Chile. Die patagonischen Wälder und die Bergkulissen sind beeindruckend!
Nach ein paar schönen Tagen geht es mit dem Bus zurück nach Chile. Mit der Fähre wird dabei ein letztes Mal die Magellanstraße überquert. Wieder zurück in Punta Arenas holen wir am nächsten Morgen unseren Mietwagen ab, mit dem wir bis nach Santiago de Chile fahren wollen.
Es ist sicherlich ein Höhepunkt unserer Südamerika-Reise: die Reise mit der Ventus Australis von Punta Arenas in Chile nach Ushuaia in Argentinien. Das Schiff wurde von einer chilenischen Werft extra für dieses Seegebiet gebaut. Es ist erst zwei Jahre alt und hat nur ca. 3,6 Meter Tiefgang.
Eingecheckt wird um 18:00. Wir bekommen Kabine 214. Die Kabinen sind recht geräumig und haben ein schönes, großes Fenster.
Das Schiff besitzt fünf Decks, drei davon für Kabinen. Wir sind nicht voll ausgebucht, es sind nur etwa 130 Passagiere an Bord statt normalerweise 200. Wir verbringen drei volle Tage an Bord plus den Abfahrtstag (abends) und den Tag der Ankunft (morgens).
Wir fahren zunächst durch die Magellanstraße, dann kurz über den Pazifik in den Beagle-Kanal und schließlich nach Kap Horn.
Pro Tag werden ein bis zwei Exkursionen unternommen. Dazu ankert die Ventus Australis und die Zodiacs (große, schnelle, stabile Schlauchboote) werden zu Wasser gelassen. Mit denen geht es dann an Land.
Die Exkursionen sind vielfältig: Gletscher, Pinguine, Patagonischer Urwald… Man bekommt viele Informationen zu den – praktisch ausgestorbenen – Ureinwohnern und zur Natur. Immer wieder trifft man auch auf Spuren von Charles Darwin und Captain Fitzroy, die hier vor knapp 200 Jahren die Gegend mit dem Forschungsschiff Beagle kartografiert haben. Die Karten waren übrigens so gut, dass sie mit leichten Korrekturen durch die chilenische Navy immer noch Verwendung finden.
Am dritten Tag geht es nach Kap Horn. Das Kap liegt auf einer relativ kleinen Insel. Angelandet wird nur bei gutem Wetter. Wir haben Glück: das Wetter ist gut genug! Wir machen einen kleinen Rundgang auf der Insel und treffen den Leuchtturmwärter und seine Frau.
Das Ehepaar hat drei Kinder und verbringt ein ganzes Jahr allein auf der Insel. Er kümmert sich um den Leuchtturm und den Schiffsverkehr, sie um den Nationalpark. Außer den Versorgungsschiffen kommen nur die Touristen von Australis vorbei.
Insgesamt: eine tolle Tour. Wenn mal zufällig einer von Euch in der Gegend sein sollte: sehr zu empfehlen!
Der Flug von Calama nach Punta Arenas hat nach Plan geklappt. Wir bleiben zwei Nächte in der Stadt. Das Wetter hier ist natürlich anders als im Norden. Fühlt sich ein wenig wie April in Hamburg an. Regen, Sonne, Wind bei 15 bis 20 Grad.
Punta Arenas hat einen der schönsten Friedhöfe in Chile. Als wir den besichtigen, spricht uns ein Fernsehteam von 24 Horas an. Elke erzählt kurz, wer sie ist, wo sie herkommt und wie sie den Friedhof findet. Ob das kleine Interview auch gesendet wird, wissen wir nicht.
Punta Arenas ist eine kleine, hübsche Stadt, in der es ein paar Museen und schöne Cafés gibt. Wir schauen uns das Regional-Museum an und lösen anschließend einen Gutschein für eine heiße Schokolade ein, den wir von Dorothea hatten.
Jetzt sitzen wir am Strand in Punta Arenas und warten, dass wir auf unser Schiff gehen dürfen. Mit dem fahren wir nach Ushuaia in Argentinien. Während der kleinen Kreuzfahrt werden wir wahrscheinlich offline sein. Wir melden uns dann in gut 5 Tagen aus der Stadt am Ende der Welt!
Von San Pedro de Atacama geht es Richtung Osten über die Anden. Wir fahren über den Paso de Jama, den nördlichsten Übergang zwischen Chile und Argentinien. Die Strecke ist durchgehend asphaltiert, es ist der einzige Andenpass weit und breit, der so gut ausgebaut ist.
Der Grenzübertritt war einfacher als gedacht. Man bekommt einen Laufzettel und arbeitet sich durch die einzelnen Stationen. Hat man alle Stempel gesammelt, dann darf man weiterfahren. Wir haben nur 30 Minuten gebraucht, wir hatten mit 1,5 Stunden gerechnet. Wir hatten Glück, dass nicht viel los war.
Unterwegs geht es bis 4800 Meter hinauf. Es gibt viel Wüste zu sehen, aber auch die Wüste lebt: Vicuñas, Flamingos und ein Wüstenfuchs!
Nach der argentinischen Grenze aber noch auf dem Altiplano – der Hochebene der Anden – durchquert man den großen Salzsee Salinas Grandes del Noroeste. Hier gibt es mehrere kleine Stopps für Touristen.
In Argentinien wird es feuchter oder sagen wir besser weniger trocken. Beeindruckend sind die vielen Kandelaberkakteen. Die sehen aus wie aus dem wilden Westen, es ist allerdings nicht die gleiche Art.
In Argentinien hatten wir eine kleine Rundtour geplant: Tilcara, Salta und Cachi. Dann über den südlichen Pass Paso Sico wieder nach Chile. In Argentinien ist die Strecke aber nicht geteert und es hatte geregnet. So fahren wir dann sicherheitshalber wieder über den Paso de Jama zurück mit einem Zwischenstopp in Susques.
Nun übernachten wir noch einmal in der Bergarbeiterstadt Calama und werden morgen mit Umsteigen in Santiago nach Punta Arenas fliegen. Dort wird es sehr viel kälter sein, brrrr…
Wir wünschen Euch allen eine Frohes Neues Jahr 2020! Wir verbringen den Jahreswechsel in den argentinischen Anden in dem kleinen Ort Cachi. Unsere Unterkunft hat eine ganz besondere Aussicht!
Bei uns startet das Neue Jahr 4 Stunden später als bei Euch. Die beiden Hunde des Vermieters sind auch dabei.