Nach Hause telefonieren….

Tja, so ist das Los des Reisenden, kaum ist er da, da will er schon wieder nach Hause telefonieren. Anders als E.T. Sind wir zwar freiwillig in Australien gestrandet, der Wunsch nach Hause zu telefonieren scheint aber ähnlich groß.

Anders als E.T. konnten wir uns aber auf diese Situation vorbereiten. Auch sind die Zeiten vorbei, zu denen Interkontinentalgespräche gleichbedeutend mit finanziellem Ruin waren.

Eine gute Hilfe für die Vorbereitung ist die Webseite von Reisebine. Hier werden über den australischen Partner Mojoknows verschiedene SIM-Karten fürs Mobiltelefon und für Datengeräte (mobile Router, Surfstick, Tablet etc.) verkauft. Es gibt auch eine schöne Übersicht. Wir haben uns vor der Abreise die „Naked SIM“ nach Deutschland schicken lassen. Somit konnten wir bereits ab dem ersten Tag in Australien telefonieren. Bei dieser Karte sind insbesondere die Telefonate nach Deutschland (6 australische Cent pro Minute) sehr günstig. Noch am Ankunfsabend haben wir die Karte in Elkes iPhone gesteckt und nach Deutschland telefoniert. Hat sofort funktioniert!

Anders als Deutschland hat Australien nur drei Mobilfunkbetreiber: Telstra, Vodafone und Optus. Unsere „Naked SIM“ kommt vom Anbieter Amaysim, der das Optus-Netz verwendet. Das ist günstig, hat aber nicht die beste Netzabdeckung. Außerhalb größerer Orte zu telefonieren kann da schon schwierig werden. Gleiches gilt natürlich für die angebotenen Datenpakete, die man auch nur nutzen kann, wenn man „Empfang hat“. Vodafone haben wir nicht ausprobiert, soll aber ähnlich wie Optus sein. Bleibt also nur noch Telstra. Das ist der privatisierte ehemalige staatliche Telefonanbieter, wie bei uns die Telekom. Telstra hat mit Abstand das beste Netz. Wenn man überhaupt Empfang hat, dann mit Telstra. Natürlich ist Telstra teurer als die anderen, aber auch Telstra lässt weitere Anbieter ins eigene Netz. Eine davon fanden wir besonders interessant: Aldi! Wir haben uns einfach bei Aldi eine SIM für fünf Dollar gekauft. Leider gibt es in den Läden nur Standard SIM und Micro SIM, eine Nano SIM muss man per Post bestellen. Die Datenpakete sind günstig (3GB für 30$), nur LTE ist momentan gesperrt. Da das außerhalb der Metropolen eh nicht verfügbar ist, macht das nichts.
Unser kleiner Mobilrouter kann das sowieso nicht.

Unser mobiler Router: Huawei xxx

Unser mobiler Router, ein Huawei

Wir haben dann bei der Durchquerung der Nullarbor festgestellt, dass Aldi nicht das komplette Netz von Telstra verwendet. Wir waren offline, obwohl zumindest die Roadhouses von Telstra versorgt werden. Telefonieren ging auch nicht, wir haben dann die gute, alte Telefonzelle benutzt, was auf die Dauer aber zu teuer ist. Also musste noch eine SIM her, diesmal eine von Telstra selbst.
SIM-Karten kaufen ist in Australien übrigens ganz einfach – man bekommt sie im Supermarkt! Die Telstra-SIM gibt’s für 2 Dollar bei Woolworth. Dann ist allerdings noch kein Guthaben ‚drauf. Das lädt man dann online per Kreditkarte oder PayPal. Identifizieren muss man sich auch einmalig, das funktioniert bei Ausländern über die Reisepassnummer. Als Postadresse nimmt man beispielsweise das Hotel in dem man anfangs mal übernachtet hat.
Mit Telstra geht’s nun tatsächlich besser, allerdings ist es auch teurer, so dass wir je nach Bedarf wechseln. Trotzdem werden die Funklöcher hier im Norden von Australien größer. Wenn Ihr also nichts von uns hört, sind wir mal wieder „off“…

Unser PLB

Der folgende Artikel liegt schon etwas länger in unserer Liste. Da wir unserer PLB nun schon ein paar Mal herumgetragen haben, soll er auch mal veröffentlicht werden 🙂

PLB steht für Personal Locator Beacon, also eine persönliche Notfunkbake. Wer schon mal gesegelt ist, der kennt solche Geräte als EPIRB (Emergency Position Indicating Radio Beacon), sie finden sich auf den meisten Segelyachten. In der Luftfahrt gibt es ähnliche Geräte, dort heißen sie ELT (Emergency Locator Transmitter). Anders als ein EPIRB oder ein ELT ist ein PLB nicht für ein Wasser- oder Luftfahrzeugt registriert, sondern dient der persönlichen („personal“) Nutzung. Ein PLB wird dementsprechend für eine Person registriert.

Es gibt verschiedene private Betreiber, die Dienstleistungen für Rettungsbaken anbieten. „Klassische“ Rettungsbaken, also gerade die EPIRB und ELT verwenden allerdings ein staatlich betriebenes Rettungssystem, das System COSPAS-SARSAT. Das System ist interessanterweise mitten im kalten Krieg als Gemeinschaftsprojekt der Sowjetunion (COSPAS) und von den USA, Kanada und Frankreich (SARSAT) entwickelt worden. Löst man einen Notfall aus, so kümmern sich die jeweiligen staatlichen Rettungsdienste um die Rettung, so sie an diesem Rettungssystem teilnehmen. Es sind mittlerweile sehr viele Länder Teilnehmer an diesem Programm, auch Deutschland und natürlich Australien.

Elke und ich haben uns schon in Deutschland ein PLB gekauft, das nach dem COSPAS-SARSAT-System arbeitet. Der Vorteil an COSPAS-SARSAT ist, dass man gleich bei den staatlichen Rettungsdiensten landet. Aber das bedeutet auch: Notfall ist Notfall, es gibt nur das volle Programm. Löst man einen Notfall aus, dann sollte man sich wirklich in einer Situation befinden, die Gefahr für Leib und Leben bedeutet. Ansonsten wird es viel Ärger geben und man wird den Rettungseinsatz wohl bezahlen müssen.

Laufende Kosten fallen nicht an, man muss das Gerät allerdings registrieren lassen. Seltsamerweise kann man in Deutschland zwar ein EPIRP für die eigene Yacht registrieren lassen, nicht jedoch ein PLB. In Deutschland mahlen die Mühlen mal wieder langsamer als anderswo. Wir haben das PLB also bei den britischen Behörden registriert, was die übliche Ersatzstrategie ist. Die britische Behörden wissen, dass eine Registrierung in Deutschland nicht möglich ist und tolerieren die Registrierung von deutschen Geräten.

So jetzt aber mal Butter bei die Fische, warum denn und wie sieht das denn nun aus?

Wie wir vielen von Euch schon erzählt haben, gibt es zwar eine grobe Route durch Australien (im Uhrzeigersinn ‚rum), aber keine genaue Planung. Die wollen wir auch gar nicht machen. Wir wissen, was wir sehen wollen und schauen mal, wie es kommt. Wir sind aber ziemlich sicher, dass wir auch in die abgelegenen, leeren Teile von Australien vorstoßen wollen werden (teilweise sind wir das bereits). Und wir sind beide keine Automechaniker. Also, das klassische Szenario: das Auto verreckt, das Wasser geht aus und keiner kommt vorbei. Da kann man dann zwar noch immer die Autoreifen abbauen und anzünden (der Rauch ist recht weit zu sehen), aber das ist keine Garantie, dass auch Hilfe kommt. Dafür ist dann das PLB da.

Interessanterweise lebt auch der Handel in Deutschland hinter dem Mond. PLBs bekommt man in den deutschen Outdoor-Geschäften nicht verkauft. Man muss also dahin, wo auch EPRIPs verkauft werden, zu den Yacht-Ausrüstern. Wir haben unser PLB bei AWN Niemeyer in Hamburg gekauft. Ein rescueme PLB1, angeblich das derzeit kleinste PLB. Hier ein Bild:

rescueme PLB1 mit Kaffeetasse zum Größenvergleich

rescueme PLB1 mit Kaffeetasse zum Größenvergleich

Gekostet hat das Teil ziemlich genau 300€, die Batterie muss im August 2021 ausgetauscht werden, bis dahin ist es einsatzbereit. Da es aus der Yachttechnik kommt, ist es auch wasserdicht. Im Gegensatz zu gängigen EPIRPs schwimmt es allerdings nicht.

Wie funktioniert das Ganze? Man zieht die Antenne heraus, hebt die kleine Klappe und drückt auf den Knopf. 1 Sekunde drücken. Jetzt hat man noch 50 Sekunden Zeit den Alarm wieder abzubrechen, danach geht es los. Das PLB bestimmt mittels des eingebauten GPS-Empfängers die eigene Position. Diese sendet es nun mittels des eingebauten Senders auf 406 Mhz an die Satelliten des COSPAS-SARSAT-Systems. Von dort wird es an die jeweils zuständigen Rettungsdienste weiter geleitet. Zusätzlich sendet unser PLB einen Notfruf auf der Frequenz 121,5 Mhz, der direkt ohne Satellitenhilfe angepeilt werden kann. Der Sender sendet für mindestens 24 Stunden. Dann ist die Batterie leer.

Elke und ich wünschen uns, dass wir das Ding nicht brauchen werden. Seit den Flinders Ranges haben wir es auf unseren etwas längeren Wanderungen dabei.

Rund um Melbourne

Mit unserer Berichterstattung sind wir etwas in Verzug gekommen, es ist wie bei den Rentnern: je mehr Freizeit man hat, desto weniger Zeit hat man 😉

Daher hier der Schnelldurchlauf: von Walhalla sind wir in den Tarra Bulga Nationalpark gefahren. Dort sind wir durch die Regenwaldreste gewandert, die noch erhalten geblieben sind.

Aufgrund des schlechten Wetters haben wir uns dann für Melbourne entschieden. Wir haben etwas außerhalb der Stadt übernachtet und sind dann mit der Bahn in die Stadt gefahren. Melbourne hat keinen so schönen Hafen wie Sydney und auch keine so auffälligen Gebäude wie die Harbour Bridge oder die Oper. Dafür strahlt die Stadt einen ganz anderen Charakter aus. Sie ist einerseits wesentlich asiatischer geprägt, viele Chinesen leben seit den Zeiten des Goldrausches in der Stadt. Andererseits ist die Stadt auch viel europäischer als Sydney. Es gibt große griechische und italienische Gemeinden. Melbourne soll nach Athen und Tessaloniki die meisten griechischen Einwohner haben.

Melbourne bestitzt ein großes Straßenbahnnetz. Hier die kostenlose Ringlinie 35

Melbourne bestitzt ein großes Straßenbahnnetz. Hier die kostenlose Ringlinie 35

Wir besuchen die Stadt insgesamt zwei Mal und laufen durch Chinatown, am Yarra entlang und durch das griechische Viertel. Zwischendurch besuchen wir die Mornington Peninsula, die Port Phillip – die große Bucht vor Melbourne – vom offenen Meer trennt.

Chinatown

Chinatown

In Walhalla sind wir von Beth und John eingeladen worden. Sie wohnen in Mooroolbark, einem Stadtteil von Melbourne. Wir nehmen die Einladung an und bleiben schließlich drei Nächte. Gemeinsam besuchen wir Healsville Sanctuary, einen Tierpark, in dem es nur einheimische, australische Tiere gibt. Es gibt verschiedene Vorführungen mit Schnabeltieren, Tasmanischen Teufeln und australischen Vögeln. Alle sind sehr gut, in der Vogelshow fliegen die Vögel unter freiem Himmel nur knapp über die Köpfe der Zuschauer hinweg.

Cockatoo auf der Flugshow in Healsville

Cockatoo auf der Flugshow in Healsville

Beth und John kümmern sich rührend um uns. Während unserer Zeit bei den beiden holen wir ein bei E-Bay bestelltes Solarpanel (davon später mehr) für unseren kleinen Toyota-Bus bei der Post in Melbourne ab. Leider funktioniert es nicht. Man hätte es wohl zurück schicken müssen. Sehr umständlich für uns, da wir keine feste Adresse haben. Doch John und Sohn Steven sind sofort an der Sache dran. John hat vor seiner Pensionierung über 25 Jahre für Siemens als Ingenieur gearbeitet. Und er ist ein Bastler im besten Sinne. Es gibt wohl kaum etwas, das er nicht reparieren kann. Eines seiner Hobbies ist eine Modellbahnanlage, die ein ganzes Zimmer einnimmt. Aber das ist eine ernsthafte Sache, kein Spielzeug! Hier wird genau nachgebildet, wie man bis in die 70er Jahre in Deutschland Züge gesteuert hat. Man muss also die entsprechenden Fahrstraßen und SIgnalwege schalten, wie dies damals in den Stellwerken gemacht wurde. Die Orte auf der Anlage sind deutsche Fantasienamen, der Ort in den Bergen heißt „Bügelbrett“. Nun, die Unterlage, auf der Schienen und Häuser stehen, sieht tatsächlich so aus!

Hier wird repariert!

Hier wird repariert!

Der Fehler beim Solarpanel ist schnell gefunden. Der Kontakt zwischen dem Laderegler am Panel und dem Ladekabel funktioniert nicht. Die eigentliche Reparatur ist auch schnell vorgenommen, das Kabel wird vernünftig verlötet. Am nächsten Vormittag werden dann noch einige Verbesserungen vorgenommen. Die Kabel werden so umgebaut, dass wir das Panel einfach einstecken können. Außerdem wird noch der Verschluss repariert, John biegt eigens eine Feder dafür zurecht. Und eine kleine Halterung aus Holz für den Transport baut er uns auch noch. Wir wissen gar nicht, was wir sagen sollen! Und während der ganzen Zeit werden wir vorzüglich von Beth bekocht und dürfen auch noch unsere Wäsche waschen! Elke fand das Hähnchen-Geschnetzelte so gut, dass sie sich von Beth das Rezept hat geben lassen. Bei der Abfahrt versprechen wir in Kontakt zu bleiben.

Einkaufen

Wie schon geschrieben, wohnen wir in Woollahra unweit von Bondi Junction, einem größeren Verkehrsknotenpunkt mit mehreren Einkaufszentren und vielen weiteren Geschäften.

Eine unserer ersten Touren hat uns denn auch gleich zum Apple-Store geführt, den gibt es hier nämlich auch. Apple hat ja diese genialen Netzteile, bei denen man den Steckerteil austauschen kann, so dass das gleiche Netzteil in verschiedene Steckdosen passt. Die Australier haben nämlich ganz andere Steckdosen. Interessanterweise haben sie hier nicht die britischen Dosen übernommen, sondern es ist wieder etwas ganz anderes. Also braucht man ja nur das kleine Adapterteil für die australischen Dosen kaufen, wie praktisch. Zur Ernüchterung sei gesagt, dass Apple diese kleinen Dinger eben nicht einzeln verkauft. Was das ganze Konzept irgendwie kaputt macht. Nun ja, zähneknirschend haben wir dann ein iPad-Netzteil gekauft, das kostet „nur“ 25$, da ist dann das gewünschte Teil dabei. Das passt dann auch beim Mac.

australisches Apple Netzteil

australisches Apple Netzteil

Weiter durchs Einkaufsparadies Bondi Junction. Da leuchtet uns plötzlich ein Aldi-Schild entgegen. Ist zwar das von Aldi-Süd, aber immerhin. Rein in den Laden, ganz schön voll. Die meisten Artikel kommen uns nicht bekannt vor, das Sortiment ist sehr australisch. Aber das Konzept ist echt Aldi: sehr rumpelig der Laden, wie Aldi bei uns vor 10 bis 15 Jahren. Die Sachen sind auch tatsächlich billiger als beim australischen Coles. Aber das Preisniveau in Australien hat uns doch überrascht: es ist sehr hoch. Insbesondere bei Lebensmitteln. Aber der Hammer kommt in der kleinen Bier-Abteilung bei Aldi: dort gibt es das echte Flensburger Bier, 24 Flaschen für 60$. Das sind beim aktuellen Kurs etwa 43€. Plop 🙁

Happy Shopping bei Aldi

Happy Shopping bei Aldi

Wir arbeiten uns durch die Etagen nach unten. Ganz unten, zwei Etagen unterhalb des Erdgeschosses, finden wir mitten in der Tiefgarage eine Filiale von Harris Farm Markets. Neben den parkenden Autos stapeln sich die Gemüsekisten. Dabei ist die Auswahl recht groß und die Preise – für australische Verhältnisse – ganz ok.

Harris Farm Market - Gemüse im Parkhaus kaufen.

Harris Farm Markets – Gemüse im Parkhaus kaufen.

Mit vollen Taschen geht es wieder nach Hause.