Auf Staatsbesuch

Wir lernen es alle in der Schule: Australien ist das einzige Land, das einen ganzen Kontinent abdeckt. Und es ist falsch! Auf der australischen Landmasse gibt es ebenfalls das Fürstentum Hutt River, das von Australien unabhängig ist.

Flagge des Fürstentums Hutt River

Flagge des Fürstentums Hutt River

Wir statten dem Fürstentum einen Besuch ab. Es deckt ca. 75 Quadratkilometer ab und ist damit etwa so groß wie Hong Kong ohne die neuen Territorien. Die Bevölkerungsdichte ist allerdings etwas geringer, die Anzahl der Einwohner wurde uns mit 12 angegeben. Einer dieser Einwohner ist Prinz Leonard, der Regent des kleinen Landes. Er ist mittlerweile weit über 80 Jahre alt und scheint noch sehr fit zu sein.

Post und Regierung unter einem Dach. Hier werden wir empfangen.

Post und Regierung unter einem Dach. Hier werden wir empfangen.

Die Einreiseformalitäten sind entspannt. Wir dürfen bis zum kleinen, sehr schön angelegten Campingplatz durchfahren und uns erstmal frisch machen. Schließlich wollen wir eine Nacht bleiben. Danach gehen wir zum Regierungsgebäude und unsere Reisepässe werden gestempelt. Einer der vier Söhne des Prinzen führt uns herum.

Prinz Leonard hat im Jahre 1970 die Unabhängigkeit von Australien ausgerufen, es war die Reaktion auf einen Streit um Weizenzuteilungsquoten für die Farm. Zuerst als Republik ausgerufen, wurde das kleine Land dann in ein Fürstentum umgewandelt. Prinz Leonard hat offensichtlich alle Register des internationalen Rechts gezogen. Er hat Australien sogar den Krieg erklärt, nur um diesen Zustand 3 Tage später wieder zurück zu ziehen. Kampfhandlungen fanden freilich nicht statt. Australien erkennt das Fürstentum nicht an, Steuern muss Prinz Leonard allerdings auch nicht mehr zahlen. Er gilt als Nicht-Bürger.

Handshaking mit dem Regenten Prinz Leonard

Handshaking mit dem Regenten Prinz Leonard

Wir erfahren, dass die Verbindungen nach China, Taiwan und Hong Kong, sowie auch nach Deutschland sehr gut sind. Wir schauen uns die vielen Gastgeschenke an, die in der kleinen Ausstellungshalle präsentiert werden. Schließlich lernen wir den Prinzen persönlich kennen und dürfen ein Foto mit ihm machen. Er lädt alle anwesenden Besucher für die offizielle Einweihung eines neuen Gebäudes im April ein. Hier sollen Gastgeschenke aus China ausgestellt werden, Nachbildungen von Kriegern aus der Terracotta-Armee. Die Figuren stehen bereits im Tee-Raum, den Rohbau sieht man auch schon. Der Prinz scherzt, dass es nichts macht, wenn wir nicht kommen können. Wir sollten einfach nur unseren Freunden erzählen, dass wir eine königliche Einladung hätten. Das hat schließlich nicht jeder.

Nach der Tour können Elke und ich uns noch kurz mit dem Prinzen unterhalten. Er meint wir sollten nicht versuchen in Deutschland unser eigenes Fürstentum zu gründen, das würde wohl nicht klappen. Da hat er wohl recht.

Wir verbringen einen ruhigen Abend auf dem Campingplatz, außer uns ist nur ein anderer Camper dort. Wir schauen den Kängurus zu, die in der Ferne am Hutt River entlang hoppeln. Am nächsten Morgen werden die Pässe gestempelt, wir dürfen nach Australien ausreisen.