Wie schon geschrieben, sind wir wieder zurück zuhause in Hamburg. Die letzten Tage waren allerdings doch spannend und nervenaufreibend. So ganz nach Plan lief die Rückreise nicht, aber letztendlich hat es dann ja geklappt. Hier kommt eine kleine Beschreibung der letzten Tage in Chile.
Wie im Artikel Araukarien geschrieben, war unser letzter Stopp zur „Araukarienjagd“ der Nationalpark Laguna del Laja. Der Park wird vom Vulkan Antuco dominiert, der durch seine Lavamassen den See Laguna de La Laja geschaffen hat, der dem Nationalpark den Namen gegeben hat. Die Wassermassen des Río de La Laja haben sich hier in einem 116km² großen See gestaut.
Wie schon geschrieben, haben wir hier keine Araukarien gefunden. Der Nationalpark hat einen ganz anderen Charakter als die zuvor besuchten Parks. Weite Teile werden durch große Lavafelder dominiert. Auch der See nimmt einen großen Teil des Parks ein.
Im Park hat eine der größten Tragödien des chilenischen Militärs in Friedenszeiten statt gefunden. Im Jahre 2005 sind hier 45 Soldaten bei einem unnötigen Übungsmarsch ohne passende Ausrüstung und Kleidung bei schlechtem Wetter erfroren. Ein Denkmal erinnert an die Toten, überall sieht man kleine Stellen der Andacht mit kleinen, chilenischen Flaggen. Vermutlich sind dies die Stellen, an denen man die Leichen geborgen hat. 44 der 45 waren Wehrpflichtige, die Ihren Dienst erst 3 Monate zuvor angetreten hatten.
Vom Park Laguna del Laja wollten wir weiter an die Küste fahren. Unser Auto sollte am 17.3. abgegeben werden. Wir hatten im Januar noch einen Flug zur Osterinsel gebucht, wir wollten die letzten Tage dort verbringen und nicht in Santiago. Unsere Freundin Candy aus England wollte sich in Santiago mit uns treffen, der Plan war gemeinsam zur Osterinsel zu fliegen.
Um das Auto klar für die Abgabe zu machen und um die letzen Tage ruhig zu verbringen, fahren wir nach Putú, einen kleinen Ort an der Pazifikküste nördlich von Constitución. Hier mieten wir uns eine Cabaña, wir haben guten Internet-Empfang und chilenisches Fernsehen. Bisher war Corona in Chile kaum ein Thema, wir hatten die Nachrichten aus Deutschland immer ein wenig aus der Ferne verfolgt. Bis zu diesem Zeitpunkt war unsere Einschätzung, dass wir unseren Urlaub noch normal beenden würden können. Während unseres Aufenthalts in Putú kippt allerdings die Lage. Südamerika macht auf einmal Ernst. Argentinien und Peru schließen ganz plötzlich die Grenzen und Einreisende nach Chile müssen für 14 Tage in Quarantäne. Damit ist die Einreise für Candy nicht mehr möglich. Auch uns wird die Sache langsam „zu heiß“. Am Samstag (14.3) beschließen wir unsere Reise abzubrechen. Wir wollen nicht auf der Osterinsel hängen bleiben (angeblich gibt es dort nur einen Arzt) und auch nicht in Chile.
Wir suchen uns einen Rückflug nach Deutschland. Wir wollen von Chile direkt nach Europa, nicht noch in einem anderen Land zwischenlanden (es gibt viele Flüge über Brasilien). Nach London ist nichts mehr frei, nach Madrid wollen wir nicht, nach Mailand auch nicht. Bleibt nur Paris, da Deutschland nicht direkt angeflogen wird. Es gibt einen Flug am Mittwoch, 18.3. Den buchen wir online, allerdings nicht über die deutsche Webseite von Air France, sondern über die chilenische, weil er sich auf der deutschen nicht buchen lässt. Wir bekommen einen Buchungscode per E-Mail zugesendet, alles sieht gut aus. Wir überlegen noch, wie wir von Paris weiter kommen, das sah zu dem Zeitpunkt noch nicht problematisch aus. Später buchen wir dann einen Flug mit Eurowings nach Hamburg.
Das Auto wollen wir nun einen Tag früher abgeben und dann in der Nähe des Flughafens in ein Hotel. Für die Nacht auf Mittwoch hatten wir das eh schon gebucht (wir wollten ja zur Osterinsel), für die Nacht auf Dienstag buchen wir per booking.com noch eine Nacht dazu, das klappt problemlos. Von Gerd hören wir unterdessen verstörende Nachrichten aus Argentinien, dass dort die Touristenunterkünfte geschlossen werden. Er schafft es gerade noch rechtzeitig zurück über die Grenze nach Chile, bevor diese komplett geschlossen wird. In Chile wird unterdessen der Ort Tortel komplett unter Quarantäne gestellt (hier waren wir auch gewesen) – wir haben Befürchtungen, dass weitere Orte oder Regionen dazu kommen. Bloss nicht irgendwo hängen bleiben.
Am Montag fahren wir dann die verbleibende Strecke von ca. 400km nach Santiago. Die Fahrt ist problemlos, ebenso die Abgabe des Wagens. Wir checken in das Hotel ein, jetzt merkt man langsam, dass es ernst wird. Wir sind regelmäßig in Kontakt mit Deutschland, man macht sich doch Sorgen um uns 🙂
Am Dienstag fahren wir schon mal zum Flughafen. Wir konnten online für den Air France-Flug nicht einchecken, wir wollen das dann am Flughafen machen. Dort ist das Personal völlig überfordert. Man kann uns nur sagen, dass unser Flug nicht bestätigt worden ist, es wurden keine Tickets ausgestellt. Wir sollen die Hotline anrufen. Wir fahren wieder zurück ins Hotel. Dort dauert es mehre Stunden – die Telefonleitungen der Hotline sind völlig überlastet – bis wir eine Mitarbeiterin von Air France an die Leitung bekommen. Sie spricht zum Glück sehr gutes Englisch, so dass wir nicht auf Spanisch verhandeln müssen. Sie sagt uns, dass die Buchung nicht funktioniert hat, weil die Kreditkarte aus Deutschland ist. Das wurde vom chilenischen System aus Sicherheitsgründen abgelehnt. Wir könnten aber mit einer Banküberweisung oder mit Bargeld am Flughafen bezahlen. Das können wir aber nicht – so viel Bargeld können wir in der kurzen Zeit nicht besorgen, eine Überweisung ist völlig illusorisch – wir haben kein chilenisches Konto. Aber, dann legt sie sich nochmal richtig ins Zeug. Wir hängen nochmal 30 Minuten in der Warteschleife, sie drängt uns bloß nicht aufzulegen. Dann meldet sie sich: sie hat das System überlistet, was auch immer das heißt. Wir bekommen unsere Tickets! Tatsächlich – nur wenige Minuten später kommen die Tickets per E-Mail. Wir checken uns gleich online ein, auch das klappt: große Erleichterung! Auch für den Eurowings-Flug nach Hamburg checken wir uns online ein, auch das klappt. Wir haben Bordkarten für alle Flüge!
Am Mittwoch fahren wir bereits mehr als 4 Stunden vor dem Abflug zum Flughafen. Der Flughafen ist voll, alle wollen weg. Hier heißt es viel Schlange stehen und warten. Es scheinen fast alle Flüge abzufliegen, nur nach Peru wird nicht mehr geflogen. Nach etwa einer Stunde können wir tatsächlich unser Gepäck abgeben. Noch während wir in der Schlange stehen – ping – neue E-Mail. Der Flug nach Hamburg wurde gestrichen. Wir machen erstmal weiter: Wir gehen zur Sicherheitskontrolle und dann zum Abflugsgate. Dort – auf dem Handy – mal schauen, was noch nach Deutschland geht. Züge fahren nicht mehr in Frankreich, das hatten wir schon gehört. Außerdem gibt es ja nun schon eine Ausgangssperre. Das ist auch nicht hilfreich. Eine Idee ist einen Mietwagen zu nehmen. Aber damit kommt man wohl nicht mehr über die Grenze? Bis zur Grenze fahren? An der nächsten Station abgeben und von dort mit dem Taxi zur Grenze? Fliegen scheint einfacher. Ah, wir finden noch einen Flug – Lufthansa nach Frankfurt. Der wird jetzt einfach gebucht. Was soll’s. Buchstäblich in der Warteschlange am Abflugate buchen wir den Flug nach Frankfurt auf dem Handy. Wird der auch wieder abgesagt oder gibt es andere Probleme? Hauptsache erstmal nach Paris.
In der Maschine checken wir weiter unsere Mails. Wir müssen etwas warten, 45 Fluggäste fehlen noch. Der Abflug verspätet sich etwas. In der Zwischenzeit kommt tatsächlich das Ticket für den Flug nach Frankfurt. 30 Minuten verspätet geht es dann tatsächlich los. Wir fliegen nach Europa!
In Paris angekommen finden wir einen gespenstisch leeren Flughafen vor. Praktisch alle Läden sind geschlossen, es sind nur sehr wenige Menschen unterwegs. Wir hatten mit aufwendigen Kontrollen und Befragungen gerechnet. Statt dessen: nur die ganz normale Passkontrolle, sonst nichts. Im Flughafen wird alle 10 Minuten durchgesagt, dass man aufgrund von Corona Abstand halten soll, sonst nichts. Wir fahren mit der Flughafenbahn ins nächste Terminal und checken bei Lufthansa ein. Klappt. Wir sind die einzigen in diesem Moment. Dann durch die Sicherheitskontrolle – auch die haben wir ganz für uns alleine. Wir verbringen mehrere langweilige Stunden am Gate, schließlich macht noch ein kleiner Kiosk auf und wir können Kaffee und ein wenig zu Essen kaufen. Der Flug geht dann planmäßig und ist nicht einmal zur Hälfte ausgebucht. Aus Frankfurt holen uns unser Schwager Erik und Neffe Dorian ab, die uns bis nach Uelzen bringen. Von hier können wir schließlich mit dem eigenen Wagen nach Hamburg fahren.